Als Trainer kennst du sicher die Tatsache, dass dein Team jede Menge Baustellen aufweist. Und du kennst sicher auch das Gefühl, diese Baustellen so schnell wie möglich beseitigen zu wollen. Allerdings gehen viele Trainer vollkommen falsch an diese Aufgabe heran.
Nehmen wir einmal an, ein Team hat Schwächen im Zweikampfverhalten, Passspiel, bei Standardsituationen, in der Schnelligkeit, im Kopfballspiel und beim Torabschluss. Damit hast du als Trainer sechs Baustellen die du bearbeiten musst. Die Herangehensweise der meisten Trainer ist es, diese Baustellen parallel bearbeiten zu wollen. Meiner Meinung nach ist das aber falsch!
Nachteile der Multitasking-Problemlösung
Das tückische an Multitasking ist die Tatsache, dass es einem das Gefühl verleiht viel zu arbeiten. Viel zu arbeiten heißt aber nicht schnell voranzukommen. Und tatsächlich ist es beim Multitasking so, dass man nicht schnell vorankommt. Daher gilt es immer ein Projekt nach dem anderen in Angriff zu nehmen (Ausnahme sind natürlich große Projekte, die ein Projektmanagement beinhalten).
Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass das abarbeiten von Projekten wesentlich schneller vonstatten geht, wenn man sie hintereinander bearbeitet. Jene Gruppen in der Studie, die parallel an den Problemen oder Projekten gearbeitet haben, waren wesentlich langsamer. Nur ein wirklich professionelles Projektmanagement konnte die parallel arbeitende Gruppe schneller machen.
Auf dem Fußball herab gemünzt heißt das, arbeite erst an einem Problem, bevor du das nächste angehst.
Außerdem sehe ich weitere Nachteile im parallelen abarbeiten der Probleme:
- Die Konzentration leidet, da man sich nicht auf einen Schwerpunkt konzentrieren kann, sondern mehrere Problem stellen im Auge behalten muss.
- Man trainiert eine Baustelle, coacht aber auch anderer Baustellen, das stiftet Verwirrung.
- Die einzelnen Probleme (Baustellen) kommen sich immer wieder gegenseitig in die Quere.
- Die Lust am Training bei allen Beteiligten sinkt.
- Das hin- und her-switchen zwischen den einzelnen Problemen verhindert das schnelle Lösen der wichtigsten Problemstellen.
Folgende Übung hilft dir
Nimm dir ein Blatt Papier zur Hand und schreibt auf dieses Blatt alle Probleme oder alle Projekte die du mit deiner Mannschaft verwirklichen willst. Im Prinzip machst du damit nichts anderes als eine Bestandsaufnahme. Nimm dir dafür wirklich Zeit, und versuche alle (auch die winzigsten Probleme oder Projekte) zu berücksichtigen.
Wenn du damit fertig bist, stell dir folgende Frage: Welche dieser Baustellen (Probleme) bringt in kürzester Zeit den größten Erfolg?
Nehmen wir noch einmal die oben genannten Punkte: Zweikampfverhalten, Passspiel, Standardsituationen, Schnelligkeit, Kopfballspiel und Torabschluss.
Das sind also die größten Schwächen des Teams! Nun gilt es zu überlegen, welche dieser Probleme in kürzester Zeit den schnellsten Erfolg bringen.
Im Falle unseres Beispiels kommen wir auf folgende Reihenfolge:
- Zweikampfverhalten
- Torabschluss
- Passspiel
- Schnelligkeit
- Standardsituationen
- Kopfballspiel
Nun hast du eine Rangordnung festgelegt. Daraus ergibt sich, dass das Zweikampfverhalten jene Baustelle ist, mit der du in kürzester Zeit den größten Erfolg schaffst. Denn wenn das Zweikampfverhalten stimmt, wird es für den Gegner schwer Tore zu schießen.
Daher gehst du in den nächsten Trainingseinheiten nur das Thema Zweikampfverhalten an. Das heißt deine Trainingsschwerpunkte sind alle Richtung Zweikampfverhalten ausgerichtet, und du coacht auch nur das Zweikampfverhalten.
Erst wenn dieses Problem gelöst ist, gehst du zum nächsten über. In unserem Fall Torabschluss.
Fazit
Mit dieser Methode wirst du wesentlich schneller Erfolg haben, als wenn du alle Probleme auf einmal bearbeitest.
Natürlich gibt es ab und an diese Liste zu erneuern. Denn im Laufe der Zeit werden zwar Probleme und damit Baustellen wegfallen, dafür werden aber neue Probleme entstehen.
Dieses problemorientierte Arbeiten, ist natürlich eher im Jugend-bzw. Erwachsenen Fußball sinnvoll. Im Kinder-Fußball würde ich nicht problemorientiert agieren, sondern Punkt für Punkt die Lernschwerpunkte des entsprechenden Jahrgangs durcharbeiten.
Mich würde deine Meinung zu dieser Herangehensweise interessieren. Hinterlass doch einfach ein Kommentar mit deiner Ansicht dazu.
Liebe Grüße,